Trey & Matt
Trey & Matt im Bill Simmons Podcast

08.05.2017
Podcast mit Matt & Trey

Trey Parker und Matt Stone waren vor kurzem bei Bill Simmons zu Gast, und nahmen mit ihm einen 81 minütigen Podcast auf, in dem einige interessante Dinge zur Sprache kommen. Hier könnt ihr ihn euch anhören. Für diejenigen, die nicht so viel Zeit haben oder des Englischen nicht mächtig sind, habe ich das Wichtigste zusammengefasst:

Staffel 20

  • Trey und Matt stellen in Bezug auf Trump richtig, dass ein Interview falsch verstanden wurde: Sie haben es nicht komplett aufgegeben, in Zukunft Trump zu persiflieren. Sie meinten eher, dass er aufhören sollte, den Job der Comedians zu machen – denn eigentlich sollten diese dafür verantwortlich sein, zu provozieren, und nicht der Präsident. Es sei aktuell so, als würde man einen Affen beobachten, der die ganze Zeit gegen eine Wand rennt. Wie soll man so etwas parodieren? Man kann zwar den Affen nachahmen, aber nichts wird lustiger sein als der Affe. Das mache es ermüdend. Sie beneiden Comedians nict, die aktuell arbeiten müssen, wollen sich aber nicht unterkriegen lassen.
  • Sie würden Mr. Garrison lieber wieder nur als Lehrer sehen, als als Präsident. Er sollte in Staffel 19 eigentlich nur kurz in Trumps Rolle schlüpfen. Sie waren sich sicher, dass in Staffel 20 das Thema erledigt sei, und als es anders kam, hatten sie keine andere Wahl, als ihn weiter Trump sein zu lassen. Was in Zukunft aus Garrison wird, wurde noch nicht erwähnt.
  • Matt erzählt, dass dies die erste Staffel war, in die er im August extrem pessimistisch einstieg, weil er sich solche Sorgen um das machte, was um sie herum passierte. Zwischenzeitlich wurde er optimistischer. Als die „grab by the pussy“ Meldung zu Trump kursierte, schlief er so gut, wie lange nicht mehr – weil er sich dachte, dass so jemand niemals die Wahl gewinnen würde. Um so schockierter war er dann, als er von dem Wahlergebnis erfuhr.
  • Trey und Matt waren sich so sicher gewesen, dass Hillary Clinton gewinnen würde, dass sie tatsächlich keinen Plan B hatten. Sie überlegten kurz, statt einer Folge einfach einen schwarzen Bildschirm auszustrahlen. Aber ein Telefonat mit Doug Herzog von Comedy Central überzeugte sie davon, dass sie ihre Fans nicht im Stich lassen wollten. Als die South Park Studios ihn nämlich versuchten zu erreichen, sagte er, er würde sie später zurückrufen, weil er gerade am Set der Daily Show war, wo alle weinten. Trey und Matt sahen ein, dass jetzt nicht jeder einfach hinschmeißen konnte. Schließlich mussten andere auch normal zur Arbeit gehen. Also saugten sie sich innerhalb eines Tages eine so gut wie neue Folge aus den Fingern. Sie wollten nicht, dass Trumps Wahl nach einer Katastrophe aussah, die das Land lähmte, sondern sie wollten ihren Fans zeigen: South Park ist noch da, die Sonen geht immer noch auf.
  • Trump sollte ursprünglich gar nicht das vorherrschende Thema der Staffel werden. Ihnen sei es generell viel lieber, nicht nur als politische Show wahrgenommen zu werden, denn es gäbe genug wirklich gute politische Shows. Trey und Matt macht es eigentlich mehr Spaß, wöchentlich Ton und Thema der Folgen zu wechseln. Diese Staffel funktionierte das aber nicht.
  • Trey lag eigentlich besonders am Herzen, die Geschichte der Mädchen zu erzählen, die sie ja auch selber in South Park sehr veranchlässigt hatten. In ihrem Fall läge es aber vor allem daran, dass sie die Stimmen nicht selber aufnehmen könnten, und deshalb mit männlichen Hauptrollen flexibler arbeiten können. Ursprünglich war geplant gewesen, dass nach Hillary Clintons Sieg die Reaktion der Mädchen auf Bill Clinton als „First Gentleman“ ein wichtiger Handlungsstrang wird. Das musste komplett wegfallen
  • Matt gab an, dass sein persönliches Aufreger-Thema in Staffel 20 die Film-Rezensionen der New York Times zu den neuen „Star Wars“ und „Ghostbusters“ Filmen war. Dabei gibt er selber zu, dass es neutral betrachtet wesentlich wichtigere Themen gab. Er mochte „Star Wars – The Force Awakens“ sogar – er fand die Schauspieler phantastisch und hatte Spaß. Aber ihn ärgerte, dass die rennomierte NY Times etwas lobte, was nur eine Neuauflage eines 40 jahre alten Filmes war. Der Anspruch sollte einfach größer sein als bloß Nostalgie zu fördern. Bei Ghostbusters wiederum fand er, dass der Film trotz sehr talentierter Leuite einfach beschissen war, was ihn gerade deshalb schmerzte, weil gute Leute beteiligt waren. Ob ein Film gut oder schlecht ist, hat aber nichts damit zu tun, ob Frauen mitspielen.
  • Das Troll Thema hatten sie schon seit Jahren im Hinterkopf, als ihnen die Idee zusammen mit Bill Hader und Vernon Chatman kam. Es sollte um einen Internettroll gehen, der nach außen hin ein netter Familienmensch ist. Sie wollten damit außerdem den Unterschied zwischen Trollen und South Park erforschen, denn ihnen ist bewusst, dass ihr Humor auch oft gemein ist. Und dass das zu gutem Humor sogar dazu gehört. Provokation mit künstlerischem Anspruch ist wohl der Hauptunterschied, anstatt dass es nur ein plumper Anrgiff ist.
  • Ab dem Zeitpunkt, an dem das Wahlergebnis fest stand, fiel die Arbeit an diese Staffel den beiden extrem schwer, und sie sagen, dass es insgesamt sogar die schwierigste Staffel in der Geschichte South Parks. Die zweite Hälfte empfinden sie deshalb als ziemlich schwach.
  • Laut Matt hatten sie außerdem nach Trumps Wahlsieg in gewisser Weise ein schlechtes Gewissen. Vorher dachten sie: Wenn Hillary gewinnt, wird es auch nicht so viel besser werden. Dann gewann Trump und ihnen wurde klar: Verdammt, das ist jetzt VIEL schlimmer! Plötzlich fragten sie sich, ob sie sich übrhaupt über Hillary hätten lustig machen sollen, und fühlten sich selber ein wenig wie Trolle.

Staffel 21

  • Im August wird die Arbeit an Staffel 21 beginnen. Vorab-Treffen (retreats) wie in früheren Staffeln gitb es schon seit einigen Jahren nicht mehr, sie legen einfach los.
  • Aktuell assistieren Trey und Matt vor allem Bill Hader und Vernon Chatman bei der Entwicklung der Folgen, allerdings kommen sie nur vorbei, wenn es ihre anderen Projekte zulassen. Sie werden aber nie wie die Simpsons Folgen von anderen schreiben lassen, sondern greifen immer nur auf Co-Autoren zurück.
  • Trey und Matt im nachhinein nicht zufrieden mit dem aufeinander aufbauenden Konzept der 20. Staffel, weil es ihre Kreativität sehr einschränkte. Man kann den Ton (dass z.B. plötzlich eine völlig surreale Folge kommt) der einzelnen Folgen nicht mehr wie früher variieren, und dabei zeichnete dieser Abwechslungsrechtum die Serie eigentlich aus. Sie sind der Meinugn, dass Staffel 19 ihr „sweet spot“ war, was die zusamenhängende Erzählweise angeht. Staffel 20 war zum Jubiläum ein Experiment, das sie wahrscheinlich nicht wiederholen werden. Sie mögen die Energie dahinter, jede Woche etwas Neues zu machen. Staffel 21 wird also sehr wahrscheinlich wie Staffel 19 lose aufeinander aufbauende Folgen haben und keine streng durchgängige Handlung wie in Staffel 20.
  • Was sie sich für die Zukunft wünschen? Trey möchte wieder mehr „Cartman vs Butters“ statt Politik. Er meint, South Park hatte zwar schon immer politische Folgen, aber es war nie der Schwerpunkt. Deshalb findet er es schade, dass nun alle nur noch fragen: „Was macht ihr nächste Staffel mit Trump?“. Bei Obama hat das nie jemand gefragt. Aber es liegt wohl daran, dass sich aktuell viele Comedians auf Trump spezialisieren.
  • Auch nach Staffel 21 wird es weitergehen, weil der aktuelle Vertrag für South Park noch 3 Jahre läuft. Und vielleicht wird er ja wieder verlängert

Rückblick auf 20 Jahre South Park

  • Die ersten South Park Staffeln sind ihnen heute peinlich, weil sie finden, dass sie erst mit dem Film gelernt haben, gut zu schreiben. Das haben sie schon öfter erwähnt.
  • Auf die Frage, was insgesamt die beste Zeit für South Park gewesen sein könnte, antworten sie: Staffel 6 bis 9. Speziell die 8. Staffel mit der Anime-Folge erwähnne sie.
  • Sie erinnern sich selber nicht an jede Folge, sondern haben manchmal eine Idee, und dann sagt jemand: Aber das haben wir doch schon vor zig Jahren gemacht!
  • Als sie 1997 anfingen, mussten sie schon 2 Monate vor dem Ausstrahlungstermin mit der Arbeit an einer Folge anfangen. Die Computer waren riesig und ein großes Problem war, dass das Rendern von Gruppen ewig dauerte. Deshalb sieht man in den ersten Folgen selten große Menschenansammlungen.
  • Auf die Frage, wer in diesen 20 Jahren am wütendsten auf sie war, antworten sie: Sean Penn. Er war damals extrem wütend über den „Team America“ Trailer, und wollte nicht, dass sie sich über ihn lustig machten. Dafür schrieb er sogar einen offenen Brief, noch bevor er den Film überhaupt gesehen hatte.
  • Allgemein gelten sie inzwischen als Außenseiter in Hollywood, weil sie sich in jungen Jahren einen gewissen Ruf erarbeitet haben, und dann z.B. nicht mehr auf Parties eingeladen wurden. Sie empfinden das aber nicht als sonderlich tragisch. Wer Prominente parodiert, sollte mit ihnen besser nicht auf gut Freund machen, weil das die Sache nur kompliziert macht.

Moderne Technik

  • Seit South Park gestartet ist, hat sich viel verändert. Eine der größten Änderungen für sie ist, dass Smartphones unseren Alltag umgekrempelt haben. Um realistisch zu sein, müssten die South Park Bewohner ständig auf ihre Smartphones sehen, und z.B. wichtige Nachrichten zuerst darüber erfahren statt in direkten Gesprächen. Das macht es aber viel schwieriger, eine Geschichte in einer Serie zu erzählen, weil es Zuschauer langweilen würde. Bei der Troll-Geschichte hatten sie dieses Problem auch, weil sich vieles davon im Internet zuträgt, aber man nicht bloß Bildschirme einblenden wollte.
  • Staffel 18 handelte nur von Tech-Themen, aber nicht weil sie das gezielt geplant hätten, sondern weil es das einzige war, was ihnen einfiel. Dies sind nun einmal die großen Veränderungen unserer Zeit.
  • Trey und Matt verwenden selber kaum soziale Netzwerke, sondern kommunzieren vor allem per E-Mail. Es ist ihnen zu stressig, bei Facebook oder Twitter auf dem Laufendne zu bleiben.
  • Ein wichtiger Aspekt an der Trollgeschichte in Staffel 20 war für sie der Unterschied zwischen Anonymität und Privatsphäre. Wer anonym ist, kann das leicht missbrauchen. Vor ein paar Jahren war es noch ganz lustig, aber harmlos. Inzwischen wächst es uns über den Kopf und Hasskampagnen aus dem Netz kommen in der realen Welt an. Trey und Matt möchten nicht in den Schuhen von denen stecken, die Facebook oder Tweitter gegründet haben. Nicht weil sie denken, dass es schlechte Menschen sind, sondern weil es ihrer Meinung nach durch die unberechenbaren Benutzer eine enormae Verantwortung ist – vergleichbar mit einem „nuclear suitcase“.

Die Filmindustrie

  • Seitdem sie ihre Arbeit an dem Broadway-Musical „The Book of Mormon“ beendet haben, haben Trey und Matt große Lust auf ein Filmprojekt. Sie wissen aber angeblich immer noch nicht, was es werden soll.
  • Sie finden, dass die Filminustrie sich in den letzten 2 Jahren durch Netflix und co. stark verändert hat und dadurch interessanter wurde. Vorher war es schwer, Geldgeber zu finden, wenn man keine mehrteilige Blockbusterreihe wie „Transformers“ im Angebot hatte. Heute können Indiefilmer durch Netflix ihre Wunschprojekte realisieren.
  • Matt sagt aber auch, dass er persönlich schon gerne noch seine Filme auf der großen Leinwand sehen würde, weil er was das angeht altmodisch ist. Trey Parker scheint das nicht so wichtig zu sein. Erwartet uns also vielleicht ein Deal mit Netflix?
  • Momentan steht wieder ein Autoren-Streik in Hollywood an, wie schon vor einigen Jahren. Den letzten empfanden die beiden als Katastrophe, auch wenn es sie selber nicht betrifft. Was sie damals irritiert hat war, dass mehr Geld aus Online-Einnahmen gefordert wurde, die es damals noch gar nicht gab. Heute könnte es schon mehr Sinn machen, weil Streaming Dienste wirklich Geld verdienen. Sie geben aber auch zu, dass sie nicht genau darüber informiert sind, was die Forderungen des aktuellen Streiks sind.

Sonstiges

  • Die amerikanische Kult Comedy-Show „Saturday Night Live“ wird mehrmals erwähnt. Sie mögen die Show und sehen sie sich außerdem an, um zu vermeiden, bei South Park aus Versehen die selben Gags auf das aktuelle Weltgeschehen zu bringen. Aber sie sehen den Umgang mit Prominenten manchmal kritisch, wenn z.B. zuerst wochenlang ein Politiker parodiert wird und dieser dann plötzlich selber auftritt. Wie oben bereits erwähnt sind Trey und Matt der Meinung, dass man besser auf Distanz zu seinen „Opfern“ bleiben sollte.
  • Trey und Matt haben inzwischen Routine darin, kurze TV-Interviews zu geben, aber Podcasts sind für sie etwas ungewohntes. Sie kennen Bill Simmons aber schon länger und Matt war schon einmal alleine bei seinem Podcast zu Gast gewesen.
  • In den letzten zwei Jahren fühlten sie sich ziemlich alt, was sie vor allem in Staffel 19 mit dem PC-Thema zu verarbeiten versuchten. Sie finden, es macht die Show besser, wenn man sich das Älterwerden eingesteht und über sich selber lachen kann. Inzwischen sei South Park eher eine Show, in der Randy im Mittelpunkt steht, als die Kinder, weil sie sich besser mit ihm identifizieren können.
  • Was kommt bei einer South Park Folge eigentlich zuerst? Meistens sind es einzelne, witzige Szenen, bei denen erst nach und nach überlegt wird, welche Charaktere sie spielen könnten und welche Handlung sich drum herum stricken lässt.
  • Wem wollen sie eigentlich gefallen? Laut eigener Aussage geht es Trey und Matt während der Arbeit an neuen Folgen erst einmal nur darum, die sechs Leute im Editing Room zum Lachen zu bringen. Die Zuschauer sind in diesem Moment egal.
  • Treys kleine Tochter Batty dürfte Ike sprechen, und da sind ganz schön üble Wörter dabei gewesen. Sie habe schon sehr gut verstanden, dass der einzige Grund, warum man fluchen darf, der ist, wenn man damit Geld verdient.

6 Kommentare zu “Trey & Matt im Bill Simmons Podcast

  1. Zwerg-im-Bikini

    Das hat jetzt 5 Tage gedauert und ich bin erkältet und fiebrig… also verzeiht mir bitte, wenn es stellenweise etwas holprig klingt, oder noch Tippfehler drin stecken. ;) Ich gehe jetzt erst mal ins Bett.

  2. DeadArtist

    Danke für die Mühe, es war sehr interessant zu lesen. Gab es zum Butthole Spiel keine Neuigkeiten?

  3. Gruselfisch

    Sehr interessant! Danke für’s Zusammenfassen, denn ich hab grade tatsächlich keine Lust mir einen so langen Potcast anzuhören.
    Ich liege grade ebenfalls mit Fieber und dem schlimmsten Husten meines Lebens im Bett, darum: Gute Besserung!

  4. Sektor-7G

    Das: „Staffel 21 wird also sehr wahrscheinlich wie Staffel 19 lose aufeinander aufbauende Folgen haben und keine streng durchgängige Handlung wie in Staffel 20“ und das: „Trey möchte wieder mehr “Cartman vs Butters”“ sind echt die besten Neuigkeiten seit langem…. ….ich war nach dieser Staffel echt schon kurz davor meine einstige Lieblingsserie aufzugeben. *freu*

    ….und zum Schluß noch ein paar Off Topic Worte:
    Liebe ZiB: Herzlichen Dank für die Mühe die Du Dir immer für uns machst und eine gute Besserung. Dies ist wie ich finde echt eine der besten Seiten im Netz und Du machst eine tolle Arbeit….! DANKE!

    …ich finde das sollte auch einmal gesagt werden!

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